Marie S. Ueltzen
Marie S. Ueltzen (geb. 1963) ist Malerin, Illustratorin und Autorin. Sie studierte von 1987 - 1995 an der Hochschule für Künste Freie Kunst u.a. bei Jürgen Waller und schloss mit einem Diplom Freie Bildende Kunst ab. Nachdem sie in ihren Arbeiten in der Regel zumeist mehrdeutige als auch schicksalsverbundene Erzählungen verarbeitet, die sie kontinuierlich sammelt, setzte sie irgendwann den Klosterstich als erweiterte Technik neben der Malerei in ihre Arbeiten ein. 2016 veröffentlichte sie ihre autobiografische Erzählung „Früher ist hinten“. Seit 2015 lebt und arbeitet sie vorwiegend in Worpswede. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Ihre Arbeiten finden sich in einigen Sammlungen. In der „Großen Kunstschau“ ist ihr „Mackensen-Teppich“ ausgestellt.
Eigentlich bedeutet das Wort Katastrophe „Wendung“ und beschreibt genau den Punkt, an dem eine Entscheidung für das Glück oder Unglück getroffen werden kann. Insbesondere in der griechischen Tragödie ist dieser „Wendepunkt“ hin zum Guten oder Bösen, zum Glück oder Unglück ein entscheidender dramaturgischer Kunstgriff. Heute sprechen wir von der Katastrophe zum einen, wenn es um ein verheerendes Naturereignis geht, welches entweder zu einem erheblichen Schaden führen kann oder bereits einen verursacht hat, wenn also unsere Umwelt, unser Eigentum oder unsere Gesundheit gefährdet ist. Zum anderen wird gerne ein Zustand im Leben eines Menschen als Katastrophe bezeichnet, wenn ein gravierendes Ereignis negative Auswirkungen hat, unglückliche und unliebsame Wendungen mit sich bringt und unser Leben massiv gefährdet, einschränkt und negativ verändert.
Erst wenn es bereits zur Katastrophe gekommen ist, tritt paradoxerweise der Katastrophenschutz auf den Plan und offeriert Hilfe – Schutz, wenn es bereits zu spät ist? Dass ein solcher „Schutz“ mit schwierigen Entscheidungsprozessen einhergehen kann, mag Marie S. Ueltzen dadurch zeigen, dass sie das in goldenen Lettern gestickte Wort im mittleren Teil verschlungener darstellt. Auch könnte gemeint sein, dass es nicht immer leicht ist, den „Wendepunkt“ einer Katastrophe zu erkennen. Hinzu kommt die Hintergrundfarbe, eine Mischung aus alarmierendem Orange im Übergang zu einem Rost-Rot; wir wissen, dass Rost nicht vor weiterer Zersetzung schützt. Unbedingt müssen wir den Titel „Ablassgrenze“ als Bestandteil des Werks in die Deutung einbeziehen: Ueltzen spielt hier bewusst auf einen Gnadenakt an, der einem Sünden erlassen kann - und sei es durch Zahlung einer Geldsumme für eine begangene Sünde. Hier aber setzt sie dem Ablass eine Grenze, die auch bedeuten könnte, dass den Sünden, den von Menschen herbeigeführten Katastrophen, wie beispielsweise die des Klimawandels, kein Ablass mehr gewährt werden kann. (vs)
www.marie-ueltzen.de
Marie S. Ueltzen wird von der Galerie KW/Randlage vertreten.